Die systemische Familienaufstellung nach Bert Hellinger, der sie in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt hat, hat das Ziel, durch eine äußere räumliche Platzierung von Stellvertretern für Familienmitglieder oder Themen die Bezüge und Beziehungen innerhalb des Systems deutlich zu machen. So kann das innere Beziehungsgeflecht, welches auch räumliche Komponenten hat, von außen gesehen und analysiert werden.
Auf diese Weise sollen dysfunktionale Beziehungen, Loyalitäten und Verstrickungen ausfindig gemacht werden, die beim Klienten zu einer Störung oder einem starken Leidensdruck geführt haben. Denn gemäß dem systemischen Ansatz kann man nie ein Element isoliert betrachten oder behandeln, sondern muss immer auch die Beziehungen berücksichtigen, die das Element innerhalb des Systems zu anderen Elementen hat.
Vorgehensweise bei der systemischen Familienaufstellung
Eine systemische Familienaufstellung wird meist mit einem größeren Teilnehmerkreis von zehn bis zwanzig Personen durchgeführt. Die Aufstellung verläuft in mehreren Schritten:
- Der Klient wird kurz interviewt, worauf hin der Leiter einen Vorschlag macht, welche Familienmitglieder in die Aufstellung einbezogen werden sollten. Zusätzlich kann auch ein abstraktes Thema wie Depression oder Liebe als eigenes Element in die Aufstellung integriert werden.
- Der Klient wählt dann aus der Gruppe Stellvertreter aus, die die einzelnen Elemente inklusive ihm selbst repräsentieren sollen. Dies platziert er dann so im Raum, wie es ihm momentan richtig erscheint.
- Der Klient betrachtet nun einige Minuten lang seine Aufstellung und spürt den dabei aufkommenden Empfindungen und Gedanken nach. Die Stellvertreter sprechen und agieren dabei nicht.
- Der Leiter der Aufstellung kann die Stellvertreter nun nach ihren Gefühlen und Wahrnehmungen in ihrer aktuellen Position befragen. Dabei kommt es oft zu dem Phänomen der sogenannten repräsentierenden Wahrnehmung; das heißt, dass die Stellvertreter oft in verblüffend ähnlicher Weise wie die abwesenden Familienmitglieder empfinden und wahrnehmen.
- Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse kann die Aufstellung nun verändert werden, bis alle Stellvertreter zufrieden sind. Wenn nötig, wird dabei ein vergessenes Element ergänzt. Der Leiter kann jeden Stellvertreter nun bitten, einen Satz laut auszusprechen, der ihm oder ihr gerade relevant erscheint.
- Wenn alles stimmig ist, kann nun der Klient selbst seinen Platz in der Aufstellung einnehmen, den bisher sein Stellvertreter bisher inne hatte. Nun kann er selbst nachspüren, wie es ihm mit dieser neuen Konstellation geht, und ob noch etwas geändert werden muss.
Die eigentliche Aufstellung ist damit beendet. Im Nachhinein kann der Klient nun mit einem Therapeuten seine Erkenntnisse besprechen und aufarbeiten, um sie für seine weitere Entwicklung nutzen zu können.
Da durch eine solche Aufstellung sehr starke Emotionen ausgelöst werden können, wird zudem empfohlen, dass nur psychisch stabile Klienten eine solche Aufstellung vornehmen sollten. Denn ein instabiler Klient kann durch das Erlebnis noch mehr destabilisiert werden.