Ein sehr wichtiges Ziel in der Systemischen Therapie ist es, die festgefahrenen Bilder, die die Therapieteilnehmer voneinander haben, zu lockern und neue Sichtweisen zu ermöglichen. Dazu gehört es auch, dass automatisierte Bewertungen und Zuschreibungen, was ein Verhalten bedeutet oder welche Absicht jemand verfolgt, gelöst werden, damit neue Perspektiven und Bewertungen möglich werden. Ein Instrument, um dieses Ziel zu erreichen, ist das Reframing.
Was ist Reframing?
Unter Reframing oder der Umdeutung versteht man das Einnehmen einer neuen Perspektive und somit auch eine neue Bewertung oder Interpretation einer Situation, eines Verhaltens oder einer Person. Ein bisher als negativ gesehenes Verhalten – „Mein Vater ist sehr streng“ – wird in einen anderen Rahmen gesetzt und erhält unter diesem Blickwinkel eine positive Bedeutung – „Dein Vater sorgt sich also um dein Wohlergehen“. So können Aspekte einer Situation wahr genommen werden, die bisher völlig ausgeblendet wurden.
Man kann mit zwei Arten von Reframings arbeiten.
- Inhaltsreframing
Die eine Art ist das sogenannte Inhaltsreframing, bei dem man wie in dem obigen Beispiel einem Verhalten eine andere Bedeutung oder Interpretation zuschreibt. Streng bedeutet dann nach dem Reframing besorgt, bestimmend bedeutet entscheidungsfreudig, zögerlich bedeutet vorsichtig. So können einem Verhalten neue positive Aspekte abgewonnen werden, und die gute Absicht dahinter wird erkennbar.
Die andere Art nennt sich Kontextreframing. Dahinter verbirgt sich die Erkenntnis, dass ein Verhalten, welches in bestimmten Situationen als störend empfunden wird, in anderen Situationen eine absolute Stärke sein kann. Wenn jemand sich zum Beispiel darüber beklagt, dass er immer sehr impulsiv handle, kann ihm durch das Kontextreframing klar gemacht werden, dass Impulsivität in einer Krisensituation eine Stärke sein kann.
Das Reframing kommt in vielen Situationen zum Einsatz, da es sehr gut dazu geeignet ist, Blockaden aufzulösen. Man kann es als spezielle Übung durchführen, im Gespräch einsetzen oder ein Reframing mit den Lebenskarten erzeugen, indem diese einschränkenden und hinderlichen Glaubenssätzen als neue Perspektive auf das Problem entgegengesetzt werden. Hier finden sich einige Beispiele und Übungen zum Reframing.